1921 kam der Bäcker und Konditor Hinrich Schwitters mit seiner Ehefrau und seinen zwei Söhnen Wilhelm (genannt Willy) und Arthur nach Langeoog. Hinrich Schwitters hat seine Bäckerei in Wittmund verkauft, weil ihm die Ärzte rieten aufgrund der besseren Seeluft nach Langeoog umzusiedeln. Bereits im Herbst 1921 durften die Schwitters alkoholfreie Getränke in der Kaffeestube neben ihrer Inselbäckerei ausschenken.
In den nächsten Jahren vergrößerte sich die Familie um die Söhne Heinz und Hinrich jun.(genannt Hini). Die beiden ältesten Söhne und der Jüngste lernten das Bäckerhandwerk. Willy und Arthur legten die Meisterprüfung ab. Im zweiten Weltkrieg lernten beide ihre Partnerinnen kennen, die sie anschließend geheirateten. Ingeborg (genannt Inge) Kohl und Willy heirateten in Dresden. Anna Margarete (genannt Änne) Goßmann und Arthur heirateten in Mecklar bei Bad Hersfeld. Anschließend zogen die beiden Brüder mit ihren Frauen wieder nach Langeoog. Die ersten Jahre nach dem Krieg waren auf Langeoog sehr schwierig. Die Arbeit und auch das Geld waren sehr knapp. Da die Bäckerei nicht alle ernähren konnte, arbeitete Arthur als Wärter/Ranger in der Vogelkolonie und Willy wurde Postbeamter.
Inge arbeitete als Sekretärin an der Schule und Änne arbeitete in der Strandhalle. In den Sommermonaten räumten sie das eigene Schlafzimmer und vermieteten es an Badegäste. Dies war in den Fünfziger Jahren so üblich auf der Langeoog, um das Einkommen etwas aufzubessern.
Arthur und Änne erkannten das Potential, dass ihnen die Gastronomie auf Langeoog bot. Sie machten sich mit dem „Schlauch“ in der Barkhausenstraße selbstständig. Nach einigen Jahren eröffneten sie die Gaststätte „Lütje Hörn“ (heute "Treibgut") an der Ecke Kirchstraße/ Hauptstraße.
Änne kochte und Arthur stand hinter dem Tresen. „Lütje Hörn“ traf als Eckkneipe und Speiselokal den Nerv der Zeit. Erst wurde gut gegessen und anschließend ausgiebig gefeiert. Insulaner und Badegäste, die bald Stammgäste wurden, kamen gerne. Auch Willy Janßen (genannt „Willy Blau“) ein Langeooger Original war häufig im „Lütje Hörn“.
Nachdem sich die wirtschaftliche Situation gebessert hatte, beschlossen Arthur und Willy zusammen mit ihren Frauen ein Doppelhaus an der Kirchstraße auf dem damaligen Familiengrundstück zu bauen.
1964 haben beide Ehepaare jeweils ihre Doppelhaushälfte bezogen. Um die Finanzierung zu sichern, wurden beide Hälften jeweils als Frühstückspension geführt.
Die Gäste übernachteten in Doppelzimmern, die jeweils ein Waschbecken auf dem Zimmer hatten. Dusche und die Toilette waren auf dem Flur. Das reichhaltige Frühstück wurde im Gemeinschafts- und Fernsehzimmer im Erdgeschoss gereicht. So vergingen die sechsziger und die siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts. Willy Schwitters ist leider früh verstorben. Seine Frau Inge führte die Pension weiter. Anfang der achtziger Jahre haben Arthur und Änne das Lütje Hörn an Familie Ebeling übergeben.
Die Vermietung an Badegäste ging natürlich weiter, denn Saison auf Langeoog ohne Gäste war undenkbar. Der Plausch mit den Stammgästen und das Heranwachsensehen der Gästekinder über Jahre hinweg, gehörte mit zum Familienleben.
Ich hatte das große Glück Patenkind von Arthur und Änne Schwitters zu sein. Ich habe von Arthur Schwitters nach alter ostfriesischer Tradition meinen Vornamen bekommen. So heiße ich ebenfalls Artur und Langeoog ist zu meiner zweiten Heimat geworden. Wir waren gern gesehene Familienangehörige, die unsere Langeooger auf der Insel und vom Festland aus immer unterstützt haben. So konnten Arthur, Inge und auch Änne bis zu den letzten Tagen in ihrem Haus wohnen.
Nachdem die Erbauer verstorben waren, haben wir eine Haushälfte aus der Familie übernommen und die zwei Haushälften dazugekauft. Jetzt bilden beide Doppelhaushälften wieder eine Einheit.
Der große Innenhof mit Langeoogs schönstem Wäscheplatz kann wieder von allen Gästen und Bewohnern genutzt werden. Nach der kleinen Strandwäsche trocknen die Badeutensilien ökologisch im Wind. Außerdem haben wir einen Waschsalon mit Waschmaschine und Trockner eingerichtet, der gerade von jungen Familien gerne genutzt wird.
In den folgenden Jahren haben wir das Doppelhaus komplett renoviert und in Ferienwohnungen umgebaut. Eine Wohnung ist fest vermietet und wird als Mitarbeiterwohnung genutzt. Damit dämpfen wir aktiv die Wohnungsnot für Insulaner.
Jede unserer Ferienwohnungen ist eine besondere „Perle“ im Austernhus auf Langeoog. Das Austernhus hat eine harte Schale und einen sehr gemütlichen Kern. Mit der Toplage ist es ganzjährig der ideale Urlaubs- und Regenerationsort im Herzen der schönsten Insel - unserem Langeoog.
Ihre Familie Barth